[roterhund]
Es stellte sich heraus, dass sie zu einem kleinen Hotel in der Nähe fuhr. Es lag an einer spärlich bebaumten Straße, gleich hinter einer Tankstelle, die gelbschummerndes Licht auf die Fassade warf.
Ansonsten schien dieses Hotel wie ausgestorben. Keines der Fenster ließ wache Gäste vermuten und auch der Eingangsbereich war stockduster.
Als ich mir bewusst machte, wie spät es war, wunderte es mich nicht mehr, dass die Rezeption offensichtlich nicht mehr besetzt war.
Sie konnte sich also mit der Taschenlampenfunktion ihres Handys und dem Schlüssel aus dem Papierpäckchen Zugang verschaffen, ohne, dass jemandem auffiel, dass es gar nicht ihr Schlüssel war, den sie bei sich hatte. Ich folgte ihr unauffällig.
Sie leuchtete zunächst etwas orientierungslos im Flur herum, bis sie die Beschriftung der Zimmernummern gefunden hatte. Lautlos begab sie sich über den Flur und verschwand in Zimmer 36.
Während sie unter der Dusche stand, suchte ich mir ein dunkles, bequemes Fleckchen unter dem durchaus geräumigen Bett.
Als die Tür des Badezimmers sich öffnete, füllte sich der Raum mit einer Mischung aus Jasmin, Sandelholz und Ylang Ylang. Ich bildete mir ein, sogar eine Spur Muskatellersalbei zu riechen. In
einen leichten, aus sehr wenig Stoff bestehenden Bademantel gehüllt, trat sie aus dem Nebel ihrer Dusche ins Zimmer. Barfuß und nasshaarig begab sie sich auf ihr Bett, wo sie sich liegend
nun mit ihrem Handy beschäftigte. Seufzend legte sie es kurze Zeit später beiseite als sie festgestellt hatte, dass kaum Zeit vergangen war, seit sie das Zimmer betreten hatte.
Es dauerte nun nicht mehr lange, bis sie einschlief und auch mir fielen langsam die Augen zu. Also vermutlich doch Muskatellersalbei...
Ich träumte von einem wilden Liebesspiel zwischen den beiden, hin und her gerissen zwischen dem Gedanken, wie sehr ich es ihr gönnen würde, weil ich gesehen hattee, wie ihre Augen leuchteten als sie ihn ansah und der Tatsache, dass sich das alles wenige Zentimeter über mir abspielte.
Mit einem kleinen Gepolter seines Gitarrenkoffers gegen seinen Trolli und weiterem Gepolter des Trollis gegen die Zimmertüre, weckte er mich aus meiner Fantasie. Ich befürchtete, dass auch sie
ihren wundersamen Traum nicht zu Ende träumen konnte, doch sie schlief tief und fest.
Er setzte sich auf die Bettkante und streifte die Schuhe von den Füßen. Eine Hose und weitere Kleidungsstücke fielen zu Boden. Dann schlüpfte er unter ihre Decke und sah ihr beim Schlafen zu.
Immer wieder fuhr er sanft über ihre Haare und streichelte ihr Gesicht. Dann fielen auch ihm die Augen zu, während sie sich in seinen Arm schmiegte.
Am nächsten Morgen war er als erster wach. Als meine Augen das Tageslicht begrüßten waren die Klamotten am Boden bereits verschwunden, weil er sich schon angezogen hatte. Auf Zehenspitzen schlich er ins Bad und kam mit ihrem Lippenstift zurück.
Er trat vor den Spiegel und schrieb:

"I weiß, es is aus Liebe gschehn", flüsterte er und drehte sich zu ihr um, "i möcht di bald scho wieder sehn." Er ging noch einmal zum Bett, legte dort etwas Duftendes ab, das ich nicht genau erkennen konnte, strich ihr durchs Haar und deckte ihre nackte Schulter zu.
Dann verließ er lautlos das Zimmer, seinen Trolli und den Gitarrenkoffer im Schlepptau.
Als sie später aufwachte, berührte sie, glaubt es mir oder lasst es sein, genau die Stelle ihrer Schulter, über die er vorher die Decke gelegt hatte und wickelte eine Strähne ihrer Haare um ihren
Zeigefinger. Mit der anderen Hand streifte sie das Bettlaken, wo er wenig zuvor noch gelegen hatte, als ihr Blick auf das Fußende des Bettes fiel, wo er ihr die weiße Rose hingelegt hatte.
Ein zartes Lächeln überkam ihr Gesicht, sie stand auf und nahm den Kopf der Rose in beide Hände als wäre sie aus hauchdünnem Glas. Langsam trat sie vor den Spiegel, las seine Worte und steckte
mit einem verliebten Seufzer ihre Nase in den Duft aus Abenteuer, Treue und ewiger Liebe.



Muskatellersalbei
oder
die Tatsache, dass hier nichts erfunden ist oder zufällig geschieht...
Der Duft des Muskatellersalbei wirkt sehr beruhigend, kann euphorische und wundervolle Träume auslösen. Muskatellersalbeiöl ist förderlich bei kreativen Arbeiten,
weil es den Geist öffnet, die Fantasie anregt und ermutigt, ungewöhnliche Wege zu gehen.
Ebenfalls empfehlenswert bei geistigen Blockaden, negativer Lebenseinstellung, Angstzuständen und Melancholie, sowie Stress.


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